Zeitgemäßer Wohnungsbau in monolithischer Ziegelbauweise

Ostcarré Hanau

Hannover, April 2019 – Im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und danach nur in Teilen wiederaufgebaut, erinnert das Baudenkmal der Wallonisch-Niederländische Kirche in Hanau an ein Statement für Toleranz und Offenheit. Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg hatte die Doppelkirche aus Ziegel Anfang des 17. Jahrhunderts für reformierte Religionsflüchtlinge aus Frankreich und den Niederlanden bauen lassen. Mit ihren zwei verschränkten Kirchenräumen war sie auf die zweisprachige Flüchtlingsgemeinde zugeschnitten. Zwischen den beiden Kuppeln stand ein gemeinsamer Turm und die großen Ziegel-Walmdächer waren weithin zu sehen. Heute ist sie als Baudenkmal auch ein Mahnmal gegen die Kräfte, die ihre Zerstörung herbeiführten.

 

Weniger ansehnlich war in den letzten Jahren die Blockrandbebauung an der Französischen Allee, die den Kirchplatz als Ringstraße umgibt: Mietshäuser aus den 1950er-Jahren, zweckmäßige Siedlungsarchitektur der Nachkriegszeit. Der Neubau Französische Allee ersetzt ein solches Mietshaus aus dem Bestand der Baugesellschaft Hanau GmbH. „Enge Treppenhäuser, viele Kleinwohnungen, marode Bäder ohne Fenster, gefangene Räume und schlechte Bausubstanz machten einen Neubau wirtschaftlicher als die Sanierung“, erläutert BGH-Geschäftsführer Jens Gottwald die Gründe für den Abriss des alten Mehrgeschossers.

 

Zeitgemäßes Wohnen in hochwertiger Architektur

Städtebaulich sorgsam integriert verfügt der Neubau über 57 moderne Wohneinheiten. Acht Vier-Zimmer-Wohnungen, 25 Zwei-Zimmer-Wohnungen und 24 Drei-Zimmer-Wohnungen ergeben eine Gesamtwohnfläche von rund 4 800 Quadratmetern. Jede Wohnung verfügt straßenseitig über eine Loggia und hofseitig über einen Balkon, die Dachgeschosswohnungen über eine straßen- oder hofseitig orientierte Dachterrasse. Zur Ausstattung gehören moderne Tageslichtbäder mit Wanne und Dusche, die Wärmeverteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Die Energie dafür liefern ein Blockheizkraftwerk und Fernwärme. In Verbindung mit der hochwärmedämmenden Gebäudehülle erreicht das fünfgeschossige Gebäude KfW-70-Effizienzhausstandard. Wer bei dieser Ausstattung an Luxus denke, liege falsch, versichert Jens Gottwald: „Mit einer gestaffelten Nettokaltmiete von derzeit unter zehn Euro stellen wir der Mitte der Hanauer Gesellschaft preisgünstigen, zeitgemäßen und werthaltigen Wohnraum in Citylage zur Verfügung.“

 

Wohngesundheit entscheidet die Wahl des Baustoffs

Der von Stefan Forster Architekten konzipierte Baukörper fügt sich in Proportionen, Materialität der Fassade und Dachform in den architektonisch-historischen Kontext der Französischen Allee ein. Auf dem massiven Klinkersockel mit erhöhtem Erdgeschoss setzen drei Obergeschosse in monolithischer Ziegelbauweise mit großen Verglasungen und unterschiedlichen Putzstrukturen an. Das rötliche Satteldach mit Dachgauben bildet den oberen Abschluss und entspricht morphologisch dem historischen Stadtbild von Hanau.
 
Geplant wurde von Anfang an in Ziegelbauweise. „Uns war es wichtig, an dieser prominenten Stelle wohngesund und nachhaltig zu bauen“, erläutert Jens Gottwald. Die monolithische Ziegelkonstruktion biete klare Vorteile hinsichtlich Brandschutz und langfristiger Instandhaltungskosten durch Verzicht auf zusätzliche Außendämmung. Hinzu kommen die raumklimatischen Eigenschaften des Ziegels. Dank seiner Kapillarstruktur ist der Ziegel diffusionsoffen und reguliert Luftfeuchte sehr gut. Die hohe thermische Speichermasse wiederum gleicht Temperaturschwankungen sehr gut aus. „Der Naturbaustoff Ziegel bewährt sich seit tausenden von Jahren durch seine positiven Eigenschaften und sorgt zu jeder Jahreszeit für angenehmes Raumklima“, so Jens Gottwald.
 

 

Monolithische Ziegelkonstruktion mit überzeugenden Stärken

Für die Außenwände plante das Architektenteam um Stefan Forster mit zwei verfüllten Poroton-Ziegeln: Für das gesamte erste Obergeschoss sowie den zur Straße liegenden Teil des Gebäudes mit dem Poroton S9-MW in den Stärken 30 und 36,5 Zentimeter, für den hofseitigen Teil ab dem zweiten Obergeschoss mit dem Poroton T8-MW in der Stärke 36,5 Zentimeter. Die unterschiedlichen Stärken des S9-MW sind den Fensterbändern geschuldet, die als architektonisches Stilmittel leicht zurückversetzt in 30 Zentimeter Wandstärke realisiert wurden.

 

Die Entscheidung, mit zwei Poroton-Ziegelprodukten zu bauen, hing vor allem mit unterschiedlichen Anforderungen an Statik und Wärmeschutz innerhalb der Konstruktion zusammen. Das Ostcarrée hat große Fensteröffnungen, die Außenwand somit eine relativ geringe Fläche. Für die statisch abzutragenden Wohngeschosse konnte in den unteren Geschossen daher kein leichter Ziegel verwendet werden. Um gleichzeitig den KfW-70-Standard zu erreichen, musste in den oberen Geschossen mit abnehmender Traglast die Wärmeleitfähigkeit minimiert werden. Die verwendeten Poroton-Ziegel spielen hier ihre jeweiligen Stärken aus: Der für den Geschossbau konzipierte, dämmstoffverfüllte S9-MW bietet mit seiner charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk 4,6 MN/m² die notwendige statische Sicherheit bei gleichzeitig sehr guter Wärmedämmung. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von λR 0,08 W/mK optimiert der T8-MW wiederum den Wärmeschutz.

 

Wärmebrückenoptimierte Lösungen

Der benötigte Schallschutz zwischen den Wohnungen ist durch Trennwände mit 30 Zentimeter starken Poroton-Planfüllziegeln sicher gestellt. Für die Haustrennwände planten die Architekten mit einer Doppelwandkonstruktion aus jeweils 17,5 Zentimeter starken Poroton-Planfüllziegeln mit einer innenliegenden, vier Zentimeter starken Trennwandplatte aus Mineralfasern. Poroton-Systemergänzungen wie Laibungsziegel kombiniert mit Anschlagschalen sowie Ziegelstürze, WU-Schalen, Deckenrandschalen und wärmegedämmte Ziegelrollladenkästen bieten wärmebrückenminimierte Lösungen und sorgen durch die homogene Ziegeloberfläche für einen sicheren Putzauftrag. Architekt Stefan Forster: „Uns war wichtig, unterschiedliches thermisches Verhalten in der Fassade zu vermeiden, weil es ansonsten auf Dauer zu Putzrissen und Verfärbungen kommt.“ Das sei nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern verkürze auch Instandhaltungsintervalle und erhöhe Kosten unnötig.

 

 

Konstruktive Vorteile des Baustoffs ausgereizt

Bei der Detailplanung der monolithischen Ziegelkonstruktion fiel dem Team um Stefan Forster auf, wie viele statische Situationen bei alternativen Wandkonstruktionen beispielsweise mittels Überzüge durch Brüstungsbänder abgetragen werden. Bei monolithischen Ziegelkonstruktionen dagegen kann weitgehend ohne Zug- und Biegekräfte in den Fassaden geplant werden. „Da mussten wir erstmal umdenken“, so Stefan Forster. Mit Unterstützung durch das Wienerberger Projektmanagement WPM konnten alle Details mit den geeigneten Poroton-Produkten geplant und die konstruktiven Möglichkeiten zur Erreichung der architektonischen Ziele ausgereizt werden, so der Frankfurter Architekt. „Der Neubau Französische Allee definiert mit seiner Qualität und Materialität einen neuen Maßstab für zukünftige Bauten in der Innenstadt“, bilanziert Stefan Forster. Jens Gottwald von der Baugesellschaft Hanau ergänzt: „Die sehr hohe Akzeptanz in der Bevölkerung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und mit dem Bau einen Beitrag zur Aufwertung der Hanauer Innenstadt geleistet haben.“ Ein Großteil der Wohnungen der Französischen Allee war bereits kurz nach Fertigstellung Ende 2016 vermietet. Seine Freude über die Wahl des Baustoffs Ziegel begründet Stefan Forster so: „Das Material Ziegel altert wunderbar und ist deshalb langlebig.“ Es entwickele mit der Zeit eine Patina und gewinne dadurch an Qualität. „Das kommt unseren Vorstellungen entgegen, etwas zu schaffen, das uns überdauert“, so Forster weiter. Letztlich reflektiere es das Bedürfnis der Menschen, in Würde zu altern.

 

 

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