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Jüdenhof Dresden | Monolithische Bauweise mit Poroton-Ziegeln im historischen Kontext

Städtebauliche Rekonstruktion nimmt frühere Bauform auf ohne zu historisieren. Zum Einsatz kamen dämmstoffverfüllte Poroton-Ziegel, die einen Verzicht auf zusätzliche Außendämmung ermöglichten.

Hannover, Januar 2018 (PRG) – „Künstliche Wärmedämmung an der Fassade als Wärmeschutz kommt bei mir am Neumarkt nicht vor!“ Stattdessen entschied sich Investor und Bauherr Michael Kimmerle bei der Rekonstruktion des Jüdenhofs am Dresdner Neumarkt für eine nachhaltige und dem historischen Ort angemessene monolithische Ziegelbauweise. Mit der Generalplanung für das in den städtischen Plänen auch Quartier Q VII/2 genannte Projekt beauftragte der Bauherr IPROconsult aus Dresden. Ausgeführt wurde das Mauerwerk der siebengeschossigen Gebäude mit hochwärmedämmenden, mineralwollverfüllten Poroton-Ziegeln S9-MW von Wienerberger.

Beim Material, der klassischen Bauweise Stein auf Stein und dem Verzicht auf eine zusätzliche äußere Wärmedämmung folgt das Ensemble bewährten Traditionen. Im Hinblick auf einen zeitgemäßen Wärme- und Schallschutz sowie auf bauphysikalisch sichere und gleichzeitig wirtschaftlich umsetzbare Mauerwerkdetails entspricht die Ausführung allen heutigen Anforderungen.

 

Wiedergewinnung der städtebaulichen Struktur

Die Parallelität von Tradition und Moderne prägt nicht nur das Mauerwerk, sondern das gesamte Bauvorhaben. Denn der Jüdenhof ist Teil des Wiederaufbaus am Dresdner Neumarkt. Nahe der berühmten Frauenkirche war er bis zur vollständigen Zerstörung 1945 ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk barocker europäischer Stadtbaukunst. Nach dem 2005 abgeschlossenen Wiederaufbau der Frauenkirche wird hier derzeit ein spannendes Konzept der Platzrekonstruktion umgesetzt, das verbürgte frühere Bauformen wiedergewinnen, zugleich aber unkritische Historisierungen vermeiden soll.

Das von der Stadt beschlossene, städtebaulich gestalterische Konzept sieht, soweit möglich, eine Rekonstruktion der Straßenfluchten und der kleinteiligen Parzellenstrukturen vor. Vor allem aber definiert es die beiden unterschiedlichen Kategorien der Leitbauten und der Leitfassaden, von denen es im Jüdenhof jeweils Beispiele gibt, wie das barocke Dinglinger Haus, das 1712 vom Zwingerbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann errichtet wurde, und das frühbarocke Triersche Haus, Leitbauten, bei denen sowohl die Hauptgrundrissstrukturen als auch die Fassaden historisch gut dokumentiert sind. Deshalb konnten beide originalgetreu wiederhergestellt werden. Der Neumarkt gewinnt dadurch so beeindruckende Baudetails wie den Erker des Trierschen Hauses an der Schössergasse und den krönenden Barockbalkon am Dinglinger, von dem man einen direkten Blick auf die Frauenkirche hat.

Bei zwei weiteren Parzellen an der Front zum Neumarkt sind nur die Außenansichten ausreichend historisch belegt und werden darum als Leitfassaden rekonstruiert, während die Baukörper dahinter mit moderner Raumgliederung und Funktionalität neu entstehen. Wo es keine Dokumentation des früheren Zustands gibt, etwa an der Front des Jüdenhofs zur Rosmaringasse und damit zum 1969 eröffneten Dresdner Kulturpalast, wird keinesfalls historisiert, sondern ganz bewusst ein zeitgemäßer Entwurf von Stellwerk Architekten, Dresden, umgesetzt.

 

Monolithisches Ziegelmauerwerk für sieben Geschosse

Der lebendige Mix des Jüdenhofs aus 19 Wohnungen, einem 4-Sterne-Hotel sowie Restaurants, Geschäften und Büros gruppiert sich um einen gemeinsamen Innenhof. Durch die verschiedenen Ansätze der städtebaulichen Rekonstruktion ergeben sich im Ensemble zwölf verschiedene Fassaden, hinter denen sich vier unabhängig voneinander erschlossene Gebäude in gemeinsamer monolithischer Ziegelbauweise verbergen.

Stahlbeton wurde nur für die Geschossdecken und einige statisch hoch beanspruchte Details verwendet. Das Ziegelmauerwerk der Wände musste also eine ausreichende Tragwirkung über immerhin sieben Geschosse aufweisen, dabei aber gleichzeitig den Anforderungen an den Wärme- und Schallschutz gerecht werden. Dieses Potenzial bot der für den Objekt- und Geschosswohnungsbau entwickelte Leichthochlochziegel Poroton S9-MW von Wienerberger.

Mit seiner charakteristischen Mauerwerksdruckfestigkeit fk von 4,6 MN/m² erfüllte der S9-MW die statischen Anforderungen in Wandstärken von 36,5 und 42,5 Zentimeter. Dank seiner Mineralwollfüllung als Wärmedämmung erreichen beidseitig verputzte Wände Wärmedurchgangskoeffizienten von bis zu 0,20 W/m²K (U-Wert bei 42,5 Zentimeter Stärke). Dadurch konnte – wie vom Bauherren am Jüdenhof festgelegt – auf eine zusätzliche äußere Wärmedämmung verzichtet werden. Gleichzeitig wird der angestrebt hohe Schallschutz umgesetzt, zu dem auch die ebenfalls komplett aus Ziegeln errichteten Innenwände aus Schallschutzziegeln Mz 3DF-2,0 von Wienerberger beitragen.

 

Zeitgemäße Details im traditionellen Ziegelbau

Einige gemauerte Segmentbögen über den Fenstern verweisen auf den klassischen Mauerwerksbau, während andere Details mit rationellen und funktionalen Lösungen des modernen Ziegelbaus ausgeführt wurden. Etwa die Fensteröffnungen mit ihren vorgefertigten Ziegelstürzen oder die Stirnseiten der Betondecken mit ihrer speziellen massiven Ziegel-Deckenrandschale Poroton-DRS aus einem Stück: Um Wärmebrücken im Auflagebereich zu vermeiden, ist dabei ein Langlochziegel werkseitig mit elastischem Neopor in Wärmeleitfähigkeit 0,032 W/(mK) für optimale Wärmedämmung und zur Aufnahme von Deckenbewegungen verklebt. Die Verzahnung im Dämmbereich sorgt für eine fugenlose Verlegung. Auf der Innenseite kann sehr einfach gegen die Deckenrandschale betoniert werden, die strukturierte Außenseite bietet einen hervorragenden Untergrund für die Putzhaftung.

Wirtschaftliche Vorteile bei der sauberen und maßgenauen Ausführung der Fensteröffnungen konnten zudem mit speziellen Laibungsziegeln und Anschlagschalen aus dem Wienerberger Sortiment erreicht werden. Laibungsziegel verfügen über einen verstärkten Ziegelsteg für den Ansatz der Säge. Die teilbaren Ziegel sorgen für einen sicheren Mauerwerksverband und glatte Laibungen. Für einen wärmetechnisch optimalen Übergang zum Fenster wurden Anschlagschalen aus einer massiven Ziegelschale und einem hydrophobierten Mineralwollkern entwickelt. Ganz im Sinne der sächsischen Sandsteintradition kamen die Anschlagschalen am Jüdenhof vor allem für die Integration der Sandsteingewänder in das Mauerwerk zum Einsatz.

Formziegel und Detaillösungen wie die Deckenrandschale oder die Ziegelstürze rationalisieren nicht nur den Mauerwerksbau, sie sorgten bei den Dresdener Bauvorhaben vor allem für eine durchgängige keramische Oberfläche, die einen homogenen Putzgrund und überall einen tragfähigen Befestigungsgrund bildet. Dadurch ließ sich gerade an den Leitfassaden und Leitgebäuden die historisch dokumentierte opulente Fassadengestaltung mit Fenstergewändern, Stuckornamenten und glatten mineralischen Putzflächen originalgetreu wiederherstellen.

Das Ziegelmauerwerk des Jüdenhofs unterstützt damit die Gesamtidee bei der Rekonstruktion des Dresdner Neumarkts: Die Versöhnung von Tradition und Moderne durch Wiedergewinnung des berühmten Stadtraums in überlieferten Formen, jedoch in zeitgemäßer Funktionalität und ohne unkritische Historisierungen.

Zahlen und Fakten

  • Architekt: ML Planungsgruppe Lehni, Lauingen (Entwurf); Stellwerk Architekten, Dresden (Gestaltung Südfassade)
  • Bauherr / Bauträger: Kimmerle GbR Jüdenhof, Rudolf und Michael Kimmerle,
  • Generalplanung: IPROconsult GmbH, Dresden
  • Rohbau: DIW Bau GmbH, Kamenz

 

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